Sonntag, 16. September 2007

Der innerdeutsche Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Definition des Begriffes >> Widerstand << in Bezug auf den Nationalsozialismus
- sowohl die bewusste politische Opposition als auch gesellschaftliche oder religiöse Verweigerung

“Widerstand (gegen die NS-Diktatur) ist eine Provokation, welche die Toleranzschwelle des nationalsozialistischen Regimes unter den jeweils gegebenen Umständen bewusst überschreitet mit einer Handlunsperspektive, die auf eine Schädigung oder Liquidation des Herrschaftssystems abzielt.” (Klaus Schönhoven)
- Differenzierung in “Widerstand” und “widerständisches Verhalten”

Struktur des Widerstandes

- keine einheitliche und koordinierte Volksbewegung / Widerstandsbewegung in Deutschland
- Differenzierung von unkoordinierten Einzelaktionen und professionell angelegten Aktionen
- die meisten Widerstände wurden nie bekannt, auch wenn diese kaum weniger bedeutend waren, als z.B. die Aktionen der Weißen Rose
- ein wichtiger Unterschied zwischen der Situation in Deutschland und Italien ist, dass in Deutschland die Verfassungsmittel zur Entmachtung Hitlers ausgeschaltet wurden, wodurch keine legale Absetzung möglich war
- in der Anfangszeit gingen Widerstände vor allem von politisch motivierten Gruppen aus
- später vor allem ethisch oder religiös motivierte Gruppen und Einzelpersonen
- als die Kriegswende absehbar wurde, kam es zur Bildung der Widerstandsgruppe des “20. Juli”
- bedeutend ist die Tatsache das die Widerstandsbewegungen einen sehr geringen Teil der deutschen Bevölkerung ausmachten. Ferner auch die Tatsache das der Wille der Alliierten nach der Bedingungslosen Kapitulation, zu einer Solidarisierung mit der Führung führte

Widerstandsgruppen in Deutschland

Kommunistischer Widerstand

- hauptsächlich durch die KPD in der Frühzeit des Nationalsozialismus
- durch die Struktur als Partei waren die Mitglieder leicht zu entlarven und so wurden diese schnell verhaftet und die KPD so geschwächt
- der Widerstand verlagert sich so in die Konzentrationslager und in illegale Bewegungen
- es bestehen außerdem Kontakte zum “20. Juli”

- Rote Hilfe Deutschlands
- Rote Kapelle
- Vereinigte Kletterabteilung
- Transportkolonne Otto

- in der Anfangsphase Arbeiterstreiks, z.B. “Mössinger Generalstreik”
- Hauptaktivitäten bestehen in Antipropaganda und der Unterstützung von Flüchtlingen


Sozialdemokratischer Widerstand

- nach dem Verbot der SPD am 22. Juni 1933 entstanden zahlreiche Untergrundorganisationen
- vorwiegend Antipropaganda und Unterstützung politisch Verfolgter

Widerstand anderer Parteien

- neben den großen Parteien von KPD und SPD gab es zahlreiche andere Parteien die sich gegen das NS-Regime engagierten
- Kommunistische Partei-Opposition
- Internationale Kommunisten Deutschlands
- Gruppe Funke
- Antinazistische Deutsche Volksfront
- Föderation Kommunistischer Anarchisten Deutschland

- Verteilung von Flugblättern
- Versuch einer Kriegswende ähnlich der Novemberrevolution
- Versorgung sowjetischer Kriegsgefangener mit Nahrung, Kleidung und Informationen
- Bereitstellung von Waffen um im Fall des Nahens Alliierter Kräfte einen bewaffneten Aufstand zu beginnen

Widerstand der Gewerkschaften

- die deutschen Gewerkschaften waren selbst nach ihrer Zerschlagung durch die NS-Diktatur aktiv im Widerstand gegen diese betätigt, dies erfolgte dann jedoch aus dem Untergrund
- Internationale Transportarbeiterföderation
- Arbeitsausschuss freigewerkschaftlicher Bergarbeiter
- Gruppe Wilhelm Leuschner
- Flugblätter und Unterstützung politisch Verfolgter

Bündischer Widerstand

- bezeichnet den Widerstand der Bündischen Jugend, Ursprünge in den Pfadfindern und Wandervögeln
- Jugendbewegung entstanden aus desillusionierten Heimkehrern aus dem Ersten Weltkrieg
- Weiße Rose
- Edelweißpiraten
- Dj. 1.11 (Deutsche Jungenschaft vom 1. November 1929)
- Versuch der Infiltration der HJ
- teilweise offene Straßenschlachten mit der HJ, Anschläge gegen nationalsozialistische Institutionen


Kultureller Widerstand

- charakterisiert den Widerstand der Swing-Jugend und antinationalsozialistischer Literaten
- meist ursprünglich neutral, waren diese nach ihrem Verbot auch politisch motiviert

Die Swingjugend:
- oppositionelle Jugendbewegung die sich mit der Musik des Swing identifizierte
- Ablehnung und offene Differenzierung durch Sprache und Kleidung, verteilen von Flugblättern


Bürgerlicher Widerstand

- von bürgerlichen Gruppen, zumeist Intellektuellen, getragener organisierter Widerstand
- Ernst-Niekisch-Widerstandsbewegung
- Kreisauer Kreis
- Gemeinschaft für Frieden und Aufbau
- Sammlung von finanziellen Mitteln zur Unterstützung von Juden mit Nahrung und Geld
- Flugblätter gegen den Krieg und für freies Denken

Widerstand innerhalb der Wehrmacht

- Widerstand gegen die Person Hitler, Kriegsdienstverweigerung und Dissertation, Befehlsverweigerung bis hin zu Umsturzversuchen gegen das System
- Ludwig Beck und Freunde
- 20. Juli
- Freiheitsaktion Bayern
- Versuche zur Haftung und Tötung Hitlers, Unterlassen von Befehlen und Fahnenflucht

Kirchlicher und religiöser Widerstand

- äußerte sich in Form von Predigten gegen die NS-Politik, Wahlverweigerung, Wehrpflichtverweigerung, Schutz von politisch Verfolgten bis hin zu offenem Widerstand in Form von Demonstrationen
- Katholischer Jungmännerverband
- Junger Bundschuh
- Zeugen Jehovas
- Quäker
- Unterstützung von Inhaftierten, politisch Verfolgten und vor allem Juden, Verbreitung von Flugblättern


Widerstand im Alltag

- bezeichnet im wesentlichen den Widerstand verschiedenster Gesellschaftsschichten
- allgemeines Handeln im Sinn der Zivilcourage, Unterstützung von Flüchtlingen
- Verweigerung die eigenen Kinder in die HJ zu geben, Verweigerung Kriegsverbrechen auszuführen

Folgen:
In den meisten Fällen kam es für die Widerständigen zu Verhaftungen, Misshandlungen und Hinrichtung.

Gründe für das Scheitern:

- Unterschiedlichkeit der Gruppen
- Totale Überwachung durch die Gestapo = Angst
- Terror
- fehlender Rückhalt in der Masse
- Pech

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